Montag, 2. November 2009

Uni Trier: katastrophale Zustände
Trotz Protesten der Studierenden in den vergangen zwei Semestern keine Besserung in Sicht


Die Zustände an der Universität Trier sind auch zu Beginn dieses Wintersemesters katastrophal und nicht hinnehmbar. Studierende sitzen auf Fensterbänken, Heizungen und dem Boden, weil im ganzen Gebäude keine freien Stühle mehr zu finden sind. Sie stehen vor dem Raum, weil niemand mehr hineinpasst und quetschen sich in überfüllte Hörsäle, während die Hälfte noch auf dem Flur steht und versucht den Ausflüchten der Dozierenden zu folgen, die versuchen auf die begründeten Proteste zu reagieren.

Wenigstens bei einer Vorlesung ein Vorschlag, der Hoffnung aufkeimen ließ: Vielleicht könne man mit der Veranstaltung im Audimax tauschen. Ein kurzer Blick in diesen zerstört jegliche Hoffnung sofort: auch hier Zuhörer, die auf Boden und Treppen versuchen zu lernen. Die Lösung scheint nun eine Verlegung der Vorlesung in einen Hörsaal mit Platz für weitaus weniger als 300 Menschen. Das Problem bei dieser vermeintlichen Lösung ist die Anmeldezahl für diese Veranstaltung: 531! und dass nur der Audimax diese Anzahl von Studierenden fasst. Eine andere Lösung, die diskutiert wurde: Die Vorlesung zweimal wöchentlich anzubieten – unbezahlte Überstunden bloß aufgrund bildungspolitischer Missstände? Unzumutbar. Das betroffene Fach ist Bildungswissenschaften und wie die Ausbildung und Bildung von 231 meist zukünftigen Lehrer/-innen aussieht kann man sich vorstellen, wenn diese so sitzen und stehen müssen, dass es ihnen unmöglich ist, der Vorlesung konzentriert zu folgen. Ganz zu schweigen von der Geräuschkulisse, die automatisch entsteht wenn zu viele Menschen in einem viel zu kleinen Raum sind.

Doch dies ist leider kein Einzelfall: Läuft man durch die Universität, so sieht man überall das gleiche Bild: Studierende, die frustriert aus Hörsälen und Seminarräumen kommen, weil zu wenig Platz und zu wenige Dozierende vorhanden sind, um eine qualitativ hochwertige Bildung zu garantieren.

Mit zwei Abiturjahrgängen aus dem Saarland sind zum Glück trotz NCs viele neue Studierende nach Trier gekommen und auch ein Hochschulpakt kann dies nicht auffangen. Im Gegenteil: Er manifestiert durch kurzzeitige und kurzfristige Geldschübe die Unterfinanzierung unserer Hochschulen. "Bildung ist die Zukunft unseres Landes" lässt die Politik von Zeit zu Zeit immer wieder hochtrabend verlauten, doch abgesehen von diesen Aussagen hat sich nicht viel getan.

Ebenso wird eine Stipendien-Förderung der zehn Prozent der besten Studierenden, wie jetzt im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung beschlossen, an der Situation an unseren Hochschulen nichts ändern, außer dass man noch weniger gemeinsam lernt, sondern in Konkurrenz zu seinen Kommilitonen und Kommilitoninnen steht. Persönlichkeitsbildung, Kreativität, kritisches Denken, Solidarität und Selbständigkeit fallen in unserem Bildungssystem der Wirtschaftlichkeit und Effektivität zum Opfer. Dies kann bleibende Schäden bei der "Zukunft unseres Landes", den jungen Menschen, hinterlassen. Wenn der öffentliche Diskurs um Bildung und somit der Druck auf unsere regierenden Politiker/-innen nicht zunimmt steht es auch schlecht um unsere Zukunft.

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